30 Gedichte über allzu Menschliches




Spiegelbilder Neu


Kaum ein Spiegel gehört
einem alleine, irgendwie schaut
immer einer rein, besonders wenn
am Morgen der Alltag beginnt,

manche blicken nur flüchtig hinein
oder auch sehr besonders,
korrigieren hier und da,
föhnen und richten die Haare
in gewohnter Weise nach
erfolgten Plätschereien,

schönen Zähne mit Paste aus
der Tube, wie gewohnt auf einer
kleinen bunten Bürste,
spülen gurgelnd danach den Mund,
schauen gelangweilt in den Spiegel,
dem Ich im Glas Grimassen schneidend,
um Gesichtsmuskeln zu entspannen.

Ein letzter kritischer Blick
im Verschwinden.

Nun hat der Spiegel Ruhe,
keine Bewegung sichtbar,
irgendwie langweilig.



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Brillensicht Neu


Es schönt die Brille
des Menschen Haupt,
gestaltet Augen
und überhaupt,
gibt sie den Blicken
bessere Sicht,
den Großen und auch
dem kleinen Wicht,
sehen die Welt nun
klarer und scharf
mit Brillengestell,
je nach Bedarf.



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Klosterkatzen


Im Kloster lebte manch' Kater,
viele vom Clemens, dem Pater,
lagen gerne ihm zu Füßen,
wenn er kniete um zu büßen,
denn unter der braunen Kutte
hatte er leckeres Futter,

flinke Mäuse huschten umher
unter Kutten der Brüder sehr,
diese kreischten schrill vor Schrecken,
und man sah sie Arme recken
während Katzen sie beschlichen,
nicht von ihrer Seite wichen,
schmusten an den lang' Gewändern,
dekoriert mit Kordelbändern,
sahen Clemens fern her grienen,
freudestrahlend seine Mienen.

Die Männer nahmen auch empor,
wie es der Clemens tat zuvor,
die Schmusekatzen auf den Arm,
streichelten und hielten sie warm,
glühend wurden ihre Wangen,
konnten Liebe so empfangen,
wandeln frohgemut seit Jahren
zwischen heilig' Mäusescharen.



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Förster spielte Weihnachtsmann


Es dachte einst ein Weihnachtsmann,
ich zieh' mich mal als Förster an,
bring den Kindern meine Gaben,
die sie in der Stadt nicht haben,
füllte gleich in seinem Revier
rötliche Säcke aus Papier
mit kalter frischer Waldesluft,
vermischt mit feinem Tannenduft,
verschnürte sie mit grünem Band
und zog mit Gaul durchs weite Land,
hin zur Stadt ganz in die Mitte,
wo es gab nach alter Sitte
Glockenspiel und laut Gesang,
doch überall es mächtig stank.

Tüten häuften sich in Gassen,
Leute konnten es nicht fassen,
sahen all die Beutel liegen,
wer denn sollte diese kriegen?

So fragten erstaunt die Leute,
trafen eine Kindermeute,
wie sie zog an all den Schleifen,
quietschend hielten Autoreifen,
andre schielten hin beim Gehen,
wollten das Spektakel sehen.

Des Försters Stimme wurde laut:
„Kommt all herbei wenn ihr euch traut,
hebt eure Nasen hoch empor,
die Luft ist rein wie zuvor,
brachte euch zum Jahresfeste
aus dem Wald das Allerbeste!“.

Tannendüfte schwebten umher,
den Gestank roch keiner mehr,
Jubel für den Förster begann,
vergessen war der Weihnachtsmann.




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Österlicher Schwindel


„Oval sind alle Eier,
das ruft stets die Frau Meyer,
„ob sie groß sind oder klein,
es wird weiterhin so sein
hier bei mir am Eierstand,
und das auch im ganzen Land,
auch zur Osterfeierei
legen Hühner nur das Ei,
nicht die Hasen für die Zeit,
waren nie dazu bereit!“.


Ein Pastor kommt rasch herbei,
hört der Worte laut Geschrei,
runzelt die Stirn in Falten,
will den Mund nicht mehr halten,
denn er weiß es ganz genau
so wie hier die Eierfrau,
dass Hasen legen keine Eier
für die österliche Feier.

Sein Gewissen grummelt sehr,
winkt darum die Leute her:
„Diese Frau die sagt es recht,
alles andere ist schlecht,
Lügen mag der HERR niemals,
auch schon mir schwillt dick der Hals,
wenn ich an die Reden denk'
und ans Osterei Geschenk,
heidnisch stets ist diese Feier,
ebenso die bunten Eier!“.

Einer ruft: „Glaubt ihm Leute,
auch sage ich euch heute,
denn als Pfarrer weiß ich auch,
es ist ein unchristlicher Brauch!“.

Die Marktfrau sehr frohlockte,
weiter Käufer anlockte,
mit dem wahren Eiergesang,
wie sie tat's schon jahrelang.



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Korsett


Atem schwindet
bedrückend die Enge
Schnüre halten die
räumliche Not
pressen
Massen
an der Stelle
Übelkeiten steigen
entwürdigend empor
erbärmlich leidet das
eingeschränkte Wesen
schreit nach Befreiung
ihrer bedrängten Seele

folgt niemals mehr
dem Modewahn.


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Schneewesen


Es war einmal ein weißer Mann,
hatte im Winter gar nichts an,
nur einen schwarzen Zylinder,
zum Vergnügen der klein' Kinder,
schwarze Augen und Karotte,
sehr zum Spaße und zum Spotte,
blieb ganz still und stumm so stehen,
war sehr lustig anzusehen,
hielt im Arm den alten Besen,
winterliches Schneemannwesen.



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Hallux valgus


Es war einmal ein großer Zeh,
dem tat es überall sehr weh,
denn er steckte im spitzen Schuh,
der ihn bedrückte immerzu.

Das ging so lange Zeiten noch,
bis aus dem Zeh der Hallux kroch,
drum hatte sein Mensch große Pein,
kam mühsam nur in Schuhe rein.

Pantoffeln mussten her geschwind,
die brachte schnell der Mutter Kind,
Erlösung war es für den Zeh,
tat ihm Momente nicht so weh.

Doch mit der Zeit gingen oh' Schreck,
die schlimmen Schmerzen nicht mehr weg,
das Laufen wurde so zur Qual,
eine OP stand nun zur Wahl.

Der Doktormann musste sägen,
mit dem Stift gerade legen,
der Hallux ward' nun amputiert
und der Mensch hatte es kapiert.

Seither trägt er nur noch breite
Schuhe vorne und zur Seite,
für den Zeh ist es nun vorbei,
die Lederschuh-Bedrückerei.


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Nussknackers Ende


Ein Nussknacker
knackte solange Nüsse
bis er sich an einer
harten Nuss
die Zähne ausbiss

seither spreizt er
nur seinen Mund
gähnt in die Zeit.



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Rauferei


In der Stille der Nacht
rauften zwei Haare,
bis Hände am Morgen
sie durchfuhren,
die Sturen.


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High-Heels Eleganz


Es wackeln die Beine
und zittern die Knie,
Damen schreiten,
üben den Gang
artistischen
Gehens,

mühen
sich wie
Ballerinen
auf wankenden
strammen Waden
den Tritt auf Zehen
sicher zu halten,
die Schönheit
zu vollenden.

Doch
im Alter dann, oh' weh,
schmerzt der eine große Zeh,
oder auch die vielen Kleinen,
es ist zum Heulen und zum Weinen,
und dann sind sie alle krumm,
wie dumm.



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Faltendasein


Die Falten
der Alten wissen,
dass Falten der Alten
sich standhaft halten
beim Behalten der Falten,
und das Verhalten
der alten Falten
bleibt verhalten,
weil sie wissen,
dass die Falten
der Alten
halten.


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Befremdlich


Wenn
deine Blicke
Donner vertreiben

dein Lächeln
Bäume entblättert

deine Umarmung
Wildgänse herbeiruft

deine Worte
Hunde bellen läßt

deine Füße
Maulwürfe erschrecken

dann, ja dann
bist du was
ganz Besonderes.


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Bedauerlich


„Meine Frau, die kann nicht kochen“,
klagte verzweifelt der dicke Jochen.

Ein andrer fragte: „Wo ist das Problem?“
„Ach, mein Gutster, sie kocht trotzdem!“.


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Bumerang


Ein Mensch warf einen Bumerang
der flog fast eine Stunde lang
und als er wieder kam zurück
da fehlte ihm ein kleines Stück
war erstaunt übers Geschehen
tat ihn sich genau besehen
und in diesem Augenblicke
traf ihn etwas ins Genicke
das war der Rest vom Bumerang
flog auch fast eine Stunde lang.


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Kartoffelsuppe - meine


Man nehme
Zwiebel, Sellerie grünen Lauch,
zwei mittlere Karotten auch,
schneide es in Streifen, Stücke,
achte auf des Messers Tücke,
und dazu Kartoffeln - rohe,
schäle sie trotz dem Gedrohe
der so innig dunklen Augen,
ein Rest vom Keimen und Saugen.

Man nehme
Kaltgepresstes der Olive,
Knoblauchzehen frisch und hieve
das Gemüse bis es schwitzt
und sich darüber sehr erhitzt,
schütte drauf die gute Brühe,
die von gestern in der Frühe,
und dann hinein vom letzten Kauf,
das Bohnenkraut noch obenauf,
Salz und Pfeffer folgen als Würze,
fertig bald alles in Kürze.

Man nehme
den alten Stampfer in die Hand,
quetsche und drücke an die Wand
die guten Sachen der Suppe,
denn es ist allen doch schnuppe,
welche Form sie jetzt noch haben,
Gäste bald sich schlürfend laben,
an der duftenden Köstlichkeit,
und das zu jeder Jahreszeit.

Für ca. 4 Personen
1 große Zwiebel, 1 Lauchstange, 1 Stück Sellerie, 2 mittlere Karotten, 2 Zehen Knoblauch gepreßt, ca. 1Pfund Kartoffeln, 4 Eßlöffel Olivenöl, ca. 1,5 l Wasser oder Brühe, Bohnenkraut, Salz, Pfeffer.


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Februar


„Der Februar ist kalt und rau,
da bläst ein kalter Wind!“,
so sagte es die Nachbarsfrau,
jetzt auch schon ihr Kind.

„Vom Osten stürmts im Februar!“,
sagte die Großmama,
„Oh, nein, das ist doch gar nicht wahr!“,
ertönte der Papa.

Ein Fremder kam des Wegs daher,
und sprach besonders schlau:
„Der Februar ist bald nicht mehr,
es kommt der Frühjahrstau!“.

Die Nachbarsfrau und auch ihr Kind
staunten gar nicht schlecht,
sie sahen sich das Wetter an,
und sagten: „Der hat recht!“.



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Begebenheiten

(Satire)

Es war mal eine Tanne,
die bekam ‘nen Schreck,
drum fielen alle Nadeln
vom Bäumlein hinweg.

Es war einmal ein Peter,
der spielte den Weihnachtsmann,
traf unterwegs Janette,
kam bei den Kindern nie an.

Es war einmal ein Hündchen,
das liebte den Tannenbaum,
fraß Süßes von ihm innen,
von außen sah man‘s kaum.

Es war einmal ein Nikolaus,
der nahm mit keine Rute,
denn er liebte Kinderlein,
sah daher nur das Gute.

Es war einmal.........


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Zitronenpause


Ich ging einmal spazieren
über Hügel mit festen Schritt,
nahm auch für alle Fälle
die Zitronen mit mir mit.

Als mir die Füße schmerzten
machte ich gerne mal Rast,
schnitt auf die gelben Dinger
in Hälften ganz ohne Hast.

Zog aus mir meine Socken,
die qualmten bereits schon sehr,
Füße erhielten Säfte
der Zitronen mehr und mehr.

Sie taten's sehr genießen,
die Schmerzen hörten auf,
nun ging die Reise weiter,
bergrunter und bergauf.


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Haut der Zeit


Falten sehe ich auf der Haut,
Alter sich zusammenbraut,
an den Armen,
an den Beinen,
im Gesicht,
es ist zum Weinen,
schaue kaum mehr in den Spiegel,
esse weiter süße Riegel,
denn ich hab zum Glück entdeckt,
dass etwas "Dicke" Falten streckt,
natürlich liftet alte Haut,
jeder staunt, der's Objekt anschaut.

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Grippe-Traum


Es plätschert der Bach
so vor sich hin
fühle mich
schrecklich
als wär' ich drin
Kälte schleicht
an mir empor
empfinde Elend
wie nie zuvor
auf Flügeln
auch
scheine
ich zu sitzen
fange plötzlich
an zu schwitzen
erwache
und
man glaubt
es kaum

war alles
nur ein
Grippe-Traum.

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Kaffeepause


Ich sitze schauend vor mich hin
mit'ner Tasse und Kaffee drin,
neben mir weilt die rote Katze,
schaut nach oben, hebt ihre Tatze,
gibt sehr verständlich mir ein Zeichen,
soll herunter die Tasse reichen,
gebe ihr lächelnd zu verstehen,
sie darf sich diese mal besehen,
den Kaffee aber - trink ich allein,
mild geröstet recht edel und fein.


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Traumerlebnisse


Schlafend lag Hans unterm Baum,
träumte einen schönen Traum,
wollte gar nicht mehr erwachen,
denn es gab so viel zu lachen.

Da saß ein buntgestreiftes Gnu
und mußte niesen immerzu.
Da stand ein Frosch in Siegerpose,
schnupfte Tabak aus der Dose.
Da flog'ne Eule an die Tür,
sie war blind - konnt' nichts dafür.
Da sang ein alter grauer Geier
und spielte jaulend auf der Leier.
Da schimpfte mal ein Stachelschwein:
"Ich will nicht mehr so stach'lig sein!"
Da knurrte ein Alpen-Bernhardiner,
als er sah den gestylten Wiener.
Da saß betörend eine Ratte,
die noch nie ein Männchen hatte.
Da krähte auf dem Mist ein Hahn,
kicherte schrill im Liebeswahn.
Da naschte heimlich eine Hummel,
wurd' immer dicker - wie ein Pummel.

Doch plötzlich war der Traum vorbei,
er hörte einen lauten Schrei.
Seine Frau schwang schon den Besen,
sprach: "Wo bist du Lump gewesen?"

Der faule Hans sprach lachend zu ihr:
"Ich lag unterm Baum und hatte Plaisier,
mir macht die Arbeit keinen Spaß,
lieg' lieber träumend im hohen Gras!"

Der Besen drang an seine Stelle,
er sprang hinfort rasend schnelle,
um den Schlägen zu entkommen,
denn danach war er stets benommen.

So endete ein schöner Traum,
vom faulen Hans - unterm Apfelbaum.


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Der Heiligenschein


Der Pfarrer schritt mit ernster Miene,
hinter ihm die alte "Alwine",
möcht' ihn halt so gern anfassen,
bleibt dann aber doch gelassen.

Der Gottesmann, sagen die Leute,
seine Heiligkeit gern verstreute,
damit ein jeder sich bekenne
und die Sünde beim Namen nenne.

"Alwine" wandelte in Sitte,
trug vor Gott Gebet und Bitte,
erbat von ihm ein Herze rein,
um dann gut und fromm zu sein.

Die Dorfesleute nahmen zum Schein
sauren, sonntäglichen Kirchenwein,
sangen besonders fromme Lieder,
die Schönen zeigten feinste Mieder.

Der Pfarrer konnt' sich kaum erwehren,
zu groß die Lust und sein Begehren,
beschwor die Leute in seiner Pein:
"Mäßigt euch doch - mein heiliger Schein!".

Diesen doch man hatte begraben,
wollte ihn im Dorf nicht haben,
wollten gar nicht heilig werden,
liebten die Sünde hier auf Erden.

Der Gottesmann wurd' immer stiller,
verließ kaum noch die Kirchenvilla,
wurde sehr krank in seinem Herzen,
in den Gliedern hausten Schmerzen.

"Alwine" sah des Pfarrers Trauer,
legte sich heimlich auf die Lauer,
wollte leise sich nähern, schleichen,
um ihm ihre "Heiligkeit" zu reichen.

Der Pfarrer schritt mit ernster Miene,
hinter ihm die alte "Alwine",
so sehn die Leut' die beiden gehen,
grüßen scheinheilig, bleiben stehen.

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Tante Edeltrude


Beim Essen in der Runde,
da kam die neuste Kunde,
daß die Tante Edeltrude
heute käm' aus Buxtehude.

Ein Stöhnen konnte man vernehmen,
ach, die kann sich nicht benehmen,
redet, redet sehr und laut,
keiner sich was sagen traut.

Als sie war dann angekommen,
jeder hatt' es gleich vernommen,
fing sie lauthals an zu singen,
wollte allen ein Ständchen bringen.

Alles starrte verlegen zur Frau,
sie aber kannte ihr Selbst genau,
rief vergnügt in voller Pose:
"Bitte um Kekse aus der Dose!"

Peinlich schaute alles umher,
die große Dose war bald leer,
doch störte es nicht die Edeltrude,
die schrille Tante aus Buxtehude.


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Niedlichkeit


Kleine sind niedlich,
alle kleinen Wesen sind niedlich.

Kleine werden etwas größer,
werden etwas unniedlicher.

Kleine werden groß und alt,
alle Niedlichkeit - vorbei.

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Pauline


Ihr Mann stand auf - wie immer
mit gleicher finsterer Miene,
aber freudig war seine Frau,
genannt wurde sie Pauline.

Sorgte für ihn den ganzen Tag,
auch wenn er's nicht merken wollte,
schwieg erhaben - lächelte still,
und niemals sie ihm grollte.

So erging's ihr viele Jahre,
der Pauline, stets still und gut,
leidete an seiner Miene,
doch plötzlich war sie voller Mut.

Packte freudig leis' die Koffer,
entfloh bei Nacht der Schinderei,
der Mann lag in seinen Kissen,
bis dann der Schlummer war vorbei.

Ihr Mann stand auf - wie immer
mit gleicher finsterer Miene,
fand daheim seine Frau nicht mehr,
die stille gute Pauline.

Sie reiste in der Welt umher,
half großem und kleinem Leben,
Pauline mit dem stillen Geist
erfuhr Liebe durch ihr Geben.

Ihr Mann mit finsterer Miene,
erkannte es - als seine Schuld,
suchte nun schon viele Jahre,
nach der Pauline mit Geduld.

Eines nachts konnt' er sehen,
wahrhaft vor dem Bette stand,
seine Frau und auch die Koffer;
ergriff ganz freudig ihre Hand.

Es war kein Traum - es war Leben,
Pauline war wieder zuhaus,
seither schenkt ihr Mann ihr Liebe,
immer freudig - tagein, tagaus.

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Tücken der Zeit


Es war einmal ein Weihnachtsmann,
der hatte keine Schuhe an,
bekam darum kalte Zehen
durch nasse Socken beim Gehen.

Es war einmal ein Nikolaus,
der hatte Angst vor einer Maus,
konnte daher auch nichts bringen,
Kinder brauchten auch nicht singen.

Es war einmal ein Hasenkind,
das flüchtete sogleich geschwind,
wenn es nur sah den Mann mit Sack,
gebückt trug er ihn huckepack.

Es war einmal ein Tannenbaum,
der hatte Tannennadeln kaum,
ließ die Nadeln fallen immer,
weil er wollte nicht ins Zimmer.

Es war einmal 'ne alte Maus,
spielte für Mäuse Nikolaus,
brachte fetten Speck als Gaben,
neidisch schauten zu die Raben.

So ginge weiter diese Mär,
sicher wissen die Kinder mehr.

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Sonntagswunder


Am Sonntag war es stets so Sitte,
Kläuschen saß in Elterns Mitte,
durfte keine Späßchen machen,
denn die Leute würden lachen,
hallen würd's sehr im Kirchenbau,
das wußte Kläuschen ganz genau.

Er dachte bei sich - in Stille:
"Ist es denn des HERREN Wille,
daß hier keiner schmunzelt und lacht,
auf Ernstlichkeiten alles nur bedacht?"
Er konnte ja nicht stillehalten
seine Beine - wie die Alten,
die da saßen still und sahen
zum Pastoren hoch und Scharen,
die als Putten schwebten im Raum,
dies bemerkte Kläuschen kaum.

Als das Spiel der Orgel begann,
er sich schnell'n Streich ersann;
schlich sich krabbelnd von der Stelle,
vorbei an Füßen ganz Schnelle,
sah an krumme, dicke, feine,
kitzelte an jedem Beine.

Ein jeder schaute sogleich runter,
in den Reihen wurde es munter,
ein Lächeln lag auf dem Gesicht,
schmunzelten gern zum kleinen Wicht,
der leise durch die Reihen kroch,
an jedem Sonntagsschuh noch roch.

Der Pastor blickte mit Strenge,
sah's Lächeln in der Kirchenmenge,
die freudig schaute hoch empor,
es begann der Kirchenchor.
Und klein Kläuschen schlich sich wieder,
beim lauten Gesang der Kirchenlieder
durch die Reihen - vorbei an Füßen
der Menschen, die ihre Sünden büßen.

Dann wurd's still und immer leiser,
der Pastor sprach dann ganz heiser:
"Ein Wunder ist hier heut' geschehen,
hab's auf euren Gesichtern gesehen,
alle schauen so fröhlich, heiter,
es freut auch den HERRN - macht so weiter!"

Klein Kläuschen kam zurück zum Platz:
"Ach, da bist du ja mein Schatz,
ich war besorgt wie nie zuvor!",
raunte die Mutter ihm ins Ohr.
Der Kleine sagte ganz gelassen:
"Ich hab' nur meinen Platz verlassen,
um dem Herrn Pastor zu helfen,
daß Leute lächeln wie die Elfen.
Jetzt weiß der heil'ge Gottesmann,
Reden kommen unten gut an!"

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Armer Jägersmann


Der Jäger pirscht mit seinem Hund,
die Flinte hängt am Arm,
der Hund spitzt freudig seine Ohr'n,
ein Reh steht still voll Charme.

Der Jäger ruft den Hund herbei,
doch dieser hört nicht mehr,
hat sein Herz an das Reh verlor'n,
liebt's innig, heiß und sehr.

Der Jäger erhebt die Flinte
und äugt durch das Visier,
sieht, wie beide sich beschmiegen,
ein seltsames Plaisier.

Der Jäger hat Erbarmen sehr,
senkt die Flinte nieder,
legt sich still dann ins tiefe Gras,
schließt die Augenlieder.

Der Jäger - als er dann erwacht,
sieht vor sich Hund und Reh,
auch verliebte Augenpaare,
und denkt - oh je, oh je!

Wie soll ich's den andern sagen,
das glaubt kein Jägersmann,
dass Hund und Reh sich verlieben,
ich armer Jägersmann.