Spielende Kinder sind glücklich.


Ich gehe mal in die Zeit vor etwa 50 Jahren zurück. Das Fernsehen gehörte noch zum Luxus einer Familie. Kinder spielten meistens draußen, da die Wohnungen, natürlich mit Ausnahmen, noch alle klein und provisorisch waren. Das ganze Dorf oder ein ganzer Stadtteil wurde zum Spielplatz, und jeder kannte jeden. Aus leeren weggeworfenen Zigarettenschachteln schnitt man die Vorder- und Rückseite heraus und so entstand ein Kartenspiel. Spielsachen gab es nicht besonders viele und wenn, dann waren es aus alten Strümpfen und Flicken genähte Puppen. Sie wurden sehr geliebt und die persönliche Note von Oma, Tante oder Mutter waren praktisch in das Werk hineingenäht. Die Väter bastelten aus Holzresten einfache Autos oder andere zum Spielen brauchbare Gegenstände. Wer kann sich noch an den Pindopp oder Kreisel erinnern, der mit der Peitsche geschlagen werden mußte, an das Murmelwerfen und dergleichen?

Auch in den Trümmern der vom Krieg zerschossenen Häuser fand man immer noch interessante Utensilien, die verwertbar waren. Alteisenähnliche Gegenstände wurden zum „Eisenhändler“ gebracht und für die paar Pfennige, die man dafür bekam, wurden Roller ausgeliehen. So hatte der eine oder andere Familienvater eine kleine Einnahmequelle. Ein oder zwei Stunden konnten die Kinder dann durch die Straßen und um die Häuser rollern. Ideen zum Spielen kamen hauptsächlich von den Kindern selbst, oder die Erwachsenen erzählten ihnen von ihrer Kinderzeit. Die Kleinen waren zufrieden mit dem, was sie hatten, aber mit der Zeit wuchs der Konsum und natürlich auch die Ansprüche der Kinder.

Jeder mag für sich selber die Vor- und Nachteile unseres jetzigen Überflusses vor Augen halten. Wie wirkt sich das „Zuviel“ auf das Innere eines Kindes aus? Gibt es eventuell doch noch andere Werte, die für das Leben wichtig sind, die man aber nicht kaufen kann?

Jedenfalls hat sich herausgestellt, daß „ausgespielte“, von draußen kommende müde, hungrige Kinder zufrieden sind. Was gibt es schöneres, als vor sich rotbäckige glückliche Kinder zu sehen?!

© Heidrun Gemähling