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Morgen ist Waschtag!


(2001)
veröffentlicht

Für uns Frauen in der heutigen Zeit ist der Waschtag kein so besonderes Ereignis. Die Wäsche wird entsprechend sortiert in die Maschine gegeben, eingestellt, auf den Knopf gedrückt, und los geht's nach Programm. Die Waschminna weiß genau, was zu tun ist, ganz ohne Worte. Wenn ich von meiner Waschhilfe erzähle, werde ich ganz stolz, denn sie ist schon 25 Jahre alt. Sie kam nach dem Tod eines Onkels in unsere Familie, ein treues gutes Stück. Mal mußten Schläuche ausgetauscht werden, mal eine Gummimanschette oder eine Schelle - ansonsten immer zu Diensten. Wenn ich so ernsthaft darüber nachdenke, kommen mir all die Frauen in den Sinn, die sich körperlich abplagen mußten mit Waschbrett und Zuber, ohne technische Hilfe. Kaum noch vorstellbar, wenn ich an meinen verschlissenen Rücken und die Schmerzen denke, die diese Frauen sicherlich auch hatten. Aber es war für alle damals so und nur in Ausnahmen, dem Stand entsprechend, unterschiedlich anders. Aber wie der Waschtag in einer Grafschafter Familie ablief, in den zwanziger Jahren, erzählt eine Grafschafterin einfach mal selbst:
"Wir waren eine große Familie und alle vier Wochen war Badetag für alle. In die Waschküche wurde die Wanne gestellt, mit kaltem und warmen Wasser gefüllt und ein Dreckspatz nach dem anderen stieg hinein. Nach jedem Badegang wurde die Wasseroberfläche abgeschäumt und dann kam der Nächste, am Schluß die Eltern.


In dieses letzte Wasser wurde dann über Nacht die Schmutzwäsche eingeweicht und Bleichsoda hinzugefügt. Mit Wasser mußte gespart werden, weil es extra vom Außenbrunnen geholt werden mußte. An allen übrigen Tagen mußten wir uns in einer Schüssel waschen mit Lappen und Seife. Am anderen Morgen wurde Wasser in den großen Waschkessel gefüllt und angefeuert. Zuerst kam die Kochwäsche hinein, später das Bunte aller Art, mit dem Stock in Etappen heraus gewuchtet und auf dem Waschbrett im Zuber sauber gerubbelt und gebürstet. "Grüne Seife" war dabei eine Hilfe und anschließend wurde alles heiß ausgespült und über Nacht im klaren Wasser noch liegengelassen, zum Ausbleichen. "Bläue-Pulver" wurde hinzugetan, damit Vergilbtes hell wurde. Im Sommer wurden Tücher aus Leinen auf den Wiesen ausgebreitet und leicht besprengt, nötig beim Bleichvorgang, damit alles schön hell blieb. Im Winter wurde die Wäsche auch nach draußen gehängt und fror zu lustigen Gebilden, mit denen wir Kinder unseren Spaß hatten.

Zum Bügeln hatte meine Mutter ein Dreisatzeisen, das auswechselbar war. Zwei standen auf dem Ofen, damit sie heiß blieben, das dritte wurde in das Bügeleisen geschoben und auf die Wäsche gedrückt. Gebügelt wurde nur das Notwendigste, z.B. Schürzen, Rüschen und ähnliches. Es gab auch noch ein anders älteres Bügeleisen, in das glühende Kohlenstücke gelegt wurde, in einem dafür vorgesehenen Fach. Dadurch blieb das Eisen längere Zeit warm. Bettwäsche und andere große Teile zog man zu zweit an den Ecken hin und her zum Strecken und legte sie entsprechend zusammen. Manchmal mußten wir uns auch tagsüber draufsetzen."


So manche Frau wird nun froh sein, in der heutigen Zeit leben zu können. Dem Fortschritt kann man schon in dieser Hinsicht dankbar sein, eine wirkliche Erleichterung für den sogenannten "Waschtag ".

© Heidrun Gemähling