Wenn das Heimweh
den Menschen
tief im Inneren packt,
Gefühle in einen Zustand
sehnsüchtiger Erinnerungen taucht,
die stärker und stärker werden,
von der Gegenwart in schöne
Zeiten der Vergangenheit gleiten,
liebende Gedanken enger
Verbundenheit die Seele
pulsierend umschmeicheln,
dann weiß jeder,
was Heimat bedeutet.
Frost löst die letzten Blätter,
segeln in tiefen Grund,
kahler werden die Kronen
in früher Winterstund.
In den Nächten hellt der Mond,
lässt glitzern die neue Welt,
und die Kälte schleicht umher,
dem Leben es gefällt.
Zieht den Winter magisch an,
der lächelt frohgemut,
pustet Flocken auf die Erd‘
für‘n weißen Mann mit Hut.
Kinder ihre Schlitten ziehn,
lassen Schnee sich munden,
drehen sich verspielt im Kreis,
Hunde sie umrunden.
Aufgewühlt mit roter Nas‘,
manch Wesen gerne drängt
in das wärmende Zuhaus,
Besinnliches anfängt.
Durch die Berge jagt der Wind,
treibt den Schnee hinweg geschwind,
waagerecht stürmt er durchs Tal,
wird für Menschen zur Drangsal.
Höher wird die weiße Schicht,
mancher Ast vom Baume bricht,
Kinder rufen laut Hurra,
endlich ist der Winter da.
Toben in der Flockenpracht,
die noch fällt lang in der Nacht,
dann am Morgen, welch ein Graus,
kein Entkommen aus dem Haus.
Einzelne sind hoch erfreut,
Kinder sehr, nicht alle Leut‘,
weißer Schnee bedeckt das Land,
dafür Berg und Tal bekannt.
Puppen erleben Liebe
vom jungen Kinderherz,
hören die Kleinen reden
von Sorgen und auch Scherz.
Puppen sitzen und schweigen
im Glanz der Kinderzeit,
was bleibt, ist das Erinnern
an diese Innigkeit.
Welch ein Glanz aus Stachelfrüchten,
wie poliert sehen sie aus,
liegen rundlich in den Händen,
die sie bringen gern nach Haus'.
Kinder basteln kleine Tiere,
putzige Figuren auch,
tun es so seit langen Zeiten,
denn es ist ein herbstlich' Brauch.
Der Trubel hat begonnen,
helle Lichter überall,
es soll doch gemütlich werden,
erbaulich auf jeden Fall.
So manchen hört man tief seufzen:
„Das Backen fällt mir so schwer,
bin nun alt, nicht mehr bei Kräften,
doch die Kinder kommen her,
sie ersehnen es noch immer,
wie früher zur Kinderzeit,
auch soll der Nikolaus kommen,
doch der ist nicht mehr bereit!“.
Er ist schon sehr alt geworden,
der stets gute Vatersmann,
erfreut sich an seinen Kindern,
kommen bald in Scharen an.
Drum helfen alle zusammen,
sitzen fröhlich und vereint,
erzählen viel aus dem Leben,
besinnlich alles erscheint.
So sitzen sie alle Jahre
zu der immergleichen Stund,
so gern und eng beisammen
in größer werdender Rund.
Lang ist es schon her,
als Kinder in kleinen Holzbänken saßen,
quietschend auf Schiefertafeln schrieben,
mit feuchten Schwämmen die Spuren der Griffel
löschten und mit Gehäkeltem trocken wischten,
den Lehrer mit langem Zeigestock
vor der Tafel stehen sahen,
Lesen, Schreiben und Rechnen lernten,
folgsam dem Pauker zuhörten,
den strengen Blicken ausgesetzt,
auch dem Schlagen mit dem Rohrstock
auf kleine zitternde Hände,
dem Umdrehen der Ohrläppchen,
die schmerzend in einen Zustand
der Rötung übergingen,
ohne Ausweichmöglichkeit,
der grausamen, mitleidlosen
Erziehung wegen.
Kennst du kalte Blumen,
die an Fenstern blühen?
Kennst du Eierkohlen,
die im Ofen glühen?
Kennst du Schneeball werfen,
das Einseifen mit Schnee?
Kennst du Schlittschuh laufen
auf gefrorenem See?
Kennst du Hufgetrappel,
Schlitten in Winterpracht?
Kennst du noch die Stille,
wenn Flocken rieseln sacht?
Kennst du Schlitterbahnen
im Schnee mit Kinderschar?
Kennst du Armeschwingen,
liegend als Flügelpaar?
So war Kindheit früher
in kalter Winterzeit,
man sah Schlitten fahren
und Häuser tief verschneit.
Ein Schatten weilt hinter dem Mensch',
rückt ihm nicht von der Seite,
bewegt sich dieser, folgt er gern,
in die Länge oder Breite.
Die Sonne lächelt bis zum Abend,
erfreut sich an der Schattenwelt
hinter Dingen und den Wesen,
bis die Nacht ihren Einzug hält.
Rodeln macht den Kindern Spaß,
gleiten den Berg hinunter,
kippen dabei auch mal um,
werden so frisch und munter.
Andre bauen sich' nen Mann,
zuerst den Bauch, dann den Kopf
mit schwarzen Kohlenaugen,
Möhrennase und Kochtopf.
Im Arm hält er den Besen,
schaut immer geradeaus,
vergnüglich lächeln Kinder,
kommen gerne aus dem Haus.
( Dürrekatastrophe in Kenia 2009 )
Der Hunger nagt
staubige Dürre hält
das Land im Griff
und Kinder von
der Schule fern
schwere Kanister mit
lebenswichtigem Wasser
aus fernen Brunnenlöchern
hängen an kleinen Leibern
tragen sie Schritt für Schritt
durch heißen Wüstensand
plagende Hungergefühle
begleiten ihr junges Leben
was ihnen oft nur bleibt
sind Kakteen und Blätter
von Dornensträuchern.
Von Bombensplittern getroffen
liegen sie auf einem großen belebten Platz
blutend am Boden, es ist Marktzeit,
gerade noch hielten sie sich an den Händen der Mutter fest,
ein fröhlicher Junge mit seiner kleinen Schwester,
am Marktstand vor wenigen Augenblicken auf Früchte zeigte,
aber nun mit weit aufgerissenen Augen dasitzt,
Schockstarre die kleine Seele belegt,
auf den verletzten Bruder blickt,
überall Schreien und Wimmern,
verzweifelte Gesichter entsetzt auf eine Frau schauen,
die mit letzter Kraft herzzerreißend nach ihren Kindern ruft,
kurz darauf ermattet den Kopf senkt,
ihr Leben aushaucht,
in die Totengruft
des Krieges.
Atem dampft aus den Lüstern,
hinter ihnen schwere Last,
Bauer zügelt die Pferde
und das alles ohne Hast.
So stampfen viele Beine,
mühen sich durch neuen Schnee,
im Rhythmus klappern Kannen,
dann der Ruf: „Ojemine!“.
Ein Baum liegt auf dem Wege,
die Tiere bäumen sich auf,
vom Wagen kippen Kannen,
die Milch beginnt ihren Lauf,
gefriert an Ort und Stelle,
Kinder kommen angerannt,
schlittern auf eisiger Milchbahn
und sind außer Rand und Band.
Der Bauer sucht die Peitsche
hinter seinem Kutscherbock
und in diesem Momente
nimmt ein Junge einen Stock,
scheucht die Pferde von dannen,
die stürmen auf und davon,
der Bauer schaut verzweifelt,
kriegt vor Schreck raus kein Ton.
Am andren Morgen schleichen
die Kinder zum Hofe hin,
helfen freudig beim Melken,
wieder gut des Bauers Sinn.
Es war einmal ein weißer Mann,
hatte im Winter gar nichts an,
nur einen schwarzen Zylinder,
zum Vergnügen der klein' Kinder,
schwarze Augen und Karotte,
sehr zum Spaße und zum Spotte,
blieb ganz still und stumm so stehen,
war sehr lustig anzusehen,
hielt im Arm den alten Besen,
winterliches Schneemannwesen.
Ein Baby robbt auf seinem Bauch,
hebt den Popo vergnüglich auch,
greift nach Dingen,
kommt nicht ran,
doch sicherlich
bald irgendwann.
Eines Tages,
oh‘ welch ein Schreck,
ist die Decke vom Tische weg,
krachend stürzt so manches Teil,
das Kleine schreit und robbt derweil
hinfort geschwind von dieser Stelle,
Mutter kommt herbei ganz schnelle,
entdeckt die vielen Scherben,
könnte fast ersterben.
So ist das Leben
mit den Kleinen,
mal zum Lachen,
mal zum Weinen.
Aus Bäumen
fallen Kastanien
wie befreit
springen sie dahin
doch nur kurz ist ihr Vergnügen
legen zu andren sich still
bis ein Mädel voll Entzücken
ihre Hand nach ihnen streckt
und die Augen glattgeformte
braune Wunder
als einen Schatz erkennen.
Granaten schlagen heulend ein
ins Leben der Gebliebenen,
ein Mädel jung - ohne Hilfe,
sucht im Schutt nach Verbliebenen.
Nicht viel ist ihnen geblieben,
die Verzweiflung hat ihren Platz
im zerstörtem Raum gefunden,
eine Kleine schreibt Satz für Satz
ins Tagebuch tiefen Grauens,
um ihren Verstand in Sorgen,
der nichts mehr zu begreifen scheint,
Aufschreie an jedem Morgen,
denn Ängste leben bei Tage
und verstecken sich nachts im Traum,
formen erschreckende Bilder,
bewusstes Sein erlebt sie kaum.
Das Mädel hört wilde Stimmen,
Männer zerren sie roh hinaus,
vergehen sich an der Unschuld,
geblieben ihr Tod und der Graus.
Die Zeilen sind stumme Zeugen,
schmiegen sich an des Mädels Herz,
in der Hoffnung, dass man sie findet,
zum Beweis für den Kinderschmerz.
So war es Früher
Kinder gingen mit
zum Rummelplatz
sahen kleine Menschen
auf der Bühne stehen
davor die Lachenden
die bezahlten und hineingingen
zum Weiterlachen
die Kleinen hampelten
und zampelten
hatten keine andere Wahl
der Rummel ging weiter
die Sensationen auch
die Amüsierten schlenderten
vorbei an Buden mit Allerlei
und bunten Zuckerstangen
es gab so viel zu sehen
nur die traurigen Herzen
der Liliputaner
konnte keiner sehen.
Kinderaugen weinen stumm,
Tränen sind nicht mehr,
zerflossen im Elend,
im blutigen Kriegermeer.
Im Meer der Menschenseelen,
die hauchten aus ihr Sein,
Mutter, Vater, Familie,
Kinderaugen verlassen - allein.
Sitzen inmitten des Elends
verschockt - die Augen sah’n,
was Kinder nie begreifen,
den Krieg, das Blut, die Angst
und den Wahn.
Im Kinderhorte lagen sie,
wie eingedoste Sardinen,
zur Mittagsruhe kein Pläsier,
mit Blick auf trübe Gardinen.
Die gute Tante sah umher,
keinen Mucks wollte sie hören,
doch räusperte sich irgendwer,
gab es Klappse für die Gören.
Da lagen sie – die Kinderlein,
die so lieben, süßen Kleinen,
eingewickelt in Deckelein,
mit sehr stramm gelegten Beinen.
Rückenlage wurd' gelieden,
so war es Sitte und auch Brauch,
Kinder angstvoll alles mieden,
auch das Jucken am kleinen Bauch.
Die Kleinen hatten keine Wahl,
zu streng war der Tante ihr Blick,
das Liegen wurde so zur Qual,
für lange der Kinder Geschick.
(Kinderseele nach dem Tsunami am 26.12.2004
an der Indonesischen Küste)
Die große Welle
entriss die Mutter
das Wasser trennte
ihre Umklammerungen
verzweifelte Schreie
Angst und Not
Verlassenheit
Schrecken
Unbegreifliches
steht seither
vor seinen
kleinen
Augen
trauernde Blicke
tauchen verloren
in eine leere
stumme
Welt.
(Kongo 2008)
Reismehl
rinnt auf
sandigen Boden
und eine
kleine Hand
sammelt eilig
die andere
hält das Kostbare
geborgen
angsterfüllte
Augen schauen
in die Kamera
der Fremden
dahinter
lösen sich
Tränen in die
trostlose Welt.
(Kinder unter 3 Jahren)
Ein Kindlein kommt
in diese Welt
erhält vom Staat
sogleich auch Geld
doch schon sehr bald
soll's zur Krippe
zu den andern
mit der Wippe
Fremde wechseln
geben den Brei
die Mama ist
vom Kindlein frei
muß derweil das
Geld vermehren
soll sich nicht dem
Staat verwehren
Die Zeit verging
Kindlein nun groß
saß nie wirklich
auf Mutters Schoß
Bindung fehlte
die Liebe auch
hoffentlich wird
das so
kein Brauch.
Staunende Augen
erleben Momente
Unwiederbringliches
prägt kindliches Verstehen
näht es in in den Saum
der Erinnerungen
hält es gefangen
für die Zeit
danach.
Lang' ist's her,
als Unbekümmertheit
das Leben erfüllte.
Das Menschsein begann
wie im Garten die Knospe,
von Winden umweht
das Dasein spürbar machend.
Die Knospe
im Garten der Kindheit
wuchs heran, entfaltete sich,
Schönheit und Art formten sich,
öffneten sich für's Leben
in vielfältigem Miteinander
anderer Formen und Zwecke,
vom Weltenschöpfer erschaffen,
in gleichberechtigter Weise.
Lang' ist's her.
Es bleiben Erinnerungen - Sehnsüchte.
Klänge aus Kindertagen.
(Uganda)
Jeden Abend
wenn es dunkelt
laufen kleine Füße
verängstigt
in die Stadt
fliehen vor Häschern
marodierenden
Mörderbanden
Vergewaltigern
Plünderern
Jeden Morgen
wenn‘s erhellt
laufen kleine Füße
zurück aufs Land
ins tägliche Elend
fliehen
abends wieder
in den Schutz
der Stadt
Tag für Tag.
(Weltweit)
Kinder ohne Heimat
in einer großen Stadt,
Gleiche, die sich finden
werden niemals ganz satt.
Hausen in den Ecken,
ohne Geborgenheit,
sehnen sich nach Liebe,
die Seele lautlos schreit.
Kennen Lebensqualen,
vegetieren so hin,
schnüffeln Klebstofftüten,
ein Leben ohne Sinn.
keinem sie gehören,
Kinder die keiner will,
Kinder lautlos weinen,
sterben oft ganz ganz still.
Würdelos ihr Leben!
(Indien und Weltweit)
Armut ist das Übel
Treibt Eltern zum Verkauf
Ihrer kleinen Kinder
Elend nimmt seinen Lauf
Zwangsarbeit in Hütten
Kleine Kinder unter sich
Weben, fädeln, sticken
Und hausen fürchterlich
Gierige Herren schlagen
Seelen brechen entzwei
Kennen keinen Ausweg
Manch einer ist erst drei
Werden nur geschunden
Kaum einer kennt die Not
Dieser Sklavenkinder
Betteln täglich nach Brot
Sehnen sich nach Bildung
Und weinen in der Nacht
Auf den schmutzig' Decken
Bis der Morgen erwacht
Können sich nicht wehren
Kleinste Kinder weltweit
starke Traditionen
Zwingen sie zur Arbeit.
(Rumänien/Waisenhaus)
Verstoßen,
nicht verstanden,
Kinderherzen noch klein,
leben, vegetieren,
kein Besucher kommt herein.
Lumpen,
nur eine Mütze,
die Kälte nagt am Leib,
barfuß vergeht der Alltag,
für alle nur ein Weib.
Ein Napf
für viele Esser,
greifen mit kleiner Hand,
dumpfe Augen sehen,
Elend raubt den Verstand.
Als Kind sah ich vom Bette aus
den großen Elch vor mir,
der schritt durch Gras und Wälder,
bekannt als nordisch Tier.
Er trug stolz sein Geweihe
und röhrte in die Zeit,
und stand so Jahre stille
für mich in der Kinderzeit.
Welch ein Schmerz
berührt die Seele,
die das Unfaßbare
nicht fassen kann
beim Anblick der Kinder,
die verlenkt werden,
die benutzt werden,
die geknechtet werden,
ihrer Kindheit beraubt
werden für Zwecke
von Krieg und Gewalt.
Gehorsame kleine Augen
sehen nach rechts,
sehen nach links
Kinder
stehen stramm mit
gerichtetem Gewehr,
üben den Krieg
gegen die Großen.
Welch ein Leid in unser Zeit!